Behauptung #2: Zeitgenössische Kunst richtet sich immer mehr nach oberflächlichem Aussehen („Instagrammability“) als nach echten Fragen, für die Kunst ja eigentlich steht. Bestes Beispiel? Die sogenannte „Post-Internet-Art“, deren Künstler sich vehement gegen die oftmals von außen attribuierte Zugehörigkeit sträuben.
Diese Strömung strotzt nur so von pixelbasierten Inspirationen, transparenten Texturen und schillernden Farbgewalten – gutes Beispiel: Wang Shang von Magician Space, Peking (gesehen auf Art Basel): Eine wahre Augenweide, um sich speziell im umkämpften Instagram-Algorithmus und bei konstant überreizten Usern zumindest optisch durchzusetzen. Denn Instagram hat sich in den letzten Jahren zur wichtigsten Plattform im Bereich der zeitgenössischen Kunst und deren Verbreitung gemausert. Und wird es wohl erstmal auch bleiben.
Dagegen treten dann nach visuellen Gesichtspunkten noch minimalistische Motive als größtmöglicher Kontrast zu den Farb- und Formenprachten der Post-Internet-Kunstwerke in Erscheinung – die große Mehrheit an Kunst dazwischen geht schnell unter. Wie also fällt man heute am besten auf, um gegenüber hunderten weiteren Feed-Beiträgen noch nachhaltig herauszustechen? Klar, harte Kontraste sind sicherlich ein sehr wichtiger Bestandteil, um sich abzusetzen. Damit ergibt sich unterbewusst eine ganz neue Aufgabe an den Account-Inhaber: zu den wichtigsten Parametern werden Likes und Comments erhoben, eine digitale Welt von der physischen abgekoppelt – Künstler wie Daniel Buren und Yayoi Kusama profitieren davon. Auch wenn diese natürlich in einer Ära Und trotzdem gehören beide Welten schon so sehr zueinander, dass sie sich gegenseitig zu brauchen scheinen …
In all den Diskussionen um Erfolg im Digitalen, wo ja besonders wir als junge Zielgruppe zwischen 20–35 Jahren erreicht werden wollen, bleibt trotzdem etwas unbeantwortet: Wo haben noch die tiefen Fragen Platz, durch die die Kunst zu dem wird, was sie ist? Präsentation muss ja nicht Content ausschließen, trotzdem scheint sich durch Instagrams visuelle Bildsprache die herausragende Optik in Form eines visuellen Schwerpunkts festzusetzen. Ich frage mich, wohin sich Kunstwerke bereits in den kommenden fünf Jahren hinentwickeln werden, v.a. wenn man revolutionäre und mittlerweile auch marktreife Technologien wie VR immer mehr in den klassischen Kunstbegriff einbezieht.
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