Die erste und damit älteste Kunstmesse der Welt mit 204 ausstellenden Galerien, etwa 2000 präsentierten Künstlern und Spitzenpreisen von bis zu 3,5 Millionen Euro: die 51. ART COLOGNE. Begleite mich auf meinem Weg von der Pressekonferenz bis zu den Galeristen und mache dir ein greifbares Bild von der "Mutter der Kunstmessen".
Hintergrund
Trotz der Spannungen im Vorfeld in Bezug auf die zeitliche Kollision von Art Cologne und Gallery Weekend in Berlin stehen Christian Jarmuschek, Vertreter der Galerien & Kunsthändler in Deutschland und Daniel Hug, Direktor der Art Cologne, am Morgen der Vernissage gemeinsam bei der Pressekonferenz vorne und begrüßen uns auf dem Grund einer zeitgenössischen Installation im Foyer der Messehalle.
Zwischen 1985 und 1995 war die ART COLOGNE die wichtigste Kunstmesse der Welt, bis sie von Konkurrenten wie Art Basel und Frieze abgelöst wurde. Nach wie vor beruft sich die ART COLOGNE auf ihre Verantwortung im Besonderen gegenüber dem deutschen Kunstmarkt, wenngleich ihr Ruf auch internationale namhafte Galerien und Sammler anzieht. Das Vorgehen der MCH-Group, dem Investor der Art Basel, der ab Herbst im benachbarten Düsseldorf eine Satellitenmesse aufbaut, ruft Kritik im Sinne von Kunstmarkt-„Kolonialismus“ bei Direktor Hug hervor.
Veränderungen
Hug hebt besonders das aufgefrischte Erscheinungsbild der Messe hervor, das in Zusammenarbeit mit der Agentur boros in Berlin entwickelt wurde: „Less is more.“ Der großzügige Weißraum im überarbeiteten Design wirkt luftig, modern – und transportiert gleichsam die Richtung, die Hug seit neun Jahren einschlägt, in denen er die Messe nun leitet und dafür anerkennendes Kopfnicken von verschiedenen Seiten der Öffentlichkeit und Presse bekommt (vgl. NZZ, SZ): Hug habe Jahr für Jahr immer mehr Big Players im weltweiten Markt der Galerien nach Köln gebracht – dieses Jahr z.B. niemand Geringeres als Gagosian mit einer subtilen politischen Anspielung auf die amerikanische Flüchtlingspolitik.
Kunst bezeichnet Hug als Luxusmarkt, der trotzdem für jeden zugänglich gemacht werden sollte.Im obersten Stockwerk befindet sich nun der neu benannte und intern rekonzeptionierte Bereich „NEUMARKT“ für Galerien, die seit weniger als zehn Jahren bestehen. Zudem sei die neue Verbindung zu Berlin, wo die Art Cologne dieses Jahr bei der Art Berlin einsteigt, bewusst keine Reaktion auf die neue Art Düsseldorf, die ab diesem Herbst im seit langem rivalisierenden Nachbarort stattfindet.
Die KÖNIG GALERIE aus Berlin
Für Furore sorgte das Kruzifix vom Künstlerduo Elmgreen & Dragset – am zweiten Tag hing an derselben Stelle eine andere Arbeit …
Mein Eindruck
Geschmackvolles Standdesign: Minimalismus par excellence mit diesen Designklassikern
In Stylefragen immer die beste Inspirationsquelle: Kunstmessen!
Katharina Grosse @koeniggalerie
So viele gute Bücher!
#criticalart
Vor dieser Arbeit stand ich lange. Sie drückt viel von unserer jetzigen Generation aus – es scheint wie ein professionell inszeniertes Selfie zu sein, vor Dekadenz nur so triefend. Es ist die Arbeit eines Studenten der KHM (Kölner Hochschule für Medien).
Stühle kann jeder nutzen, dieses einzigartige Objekt in Form einer überdimensionalen Schnur jedoch nicht.
Selbst raumfüllende Installationen mit experimentellen Ansätzen waren dabei.
Bezugnehmend auf den heutigen Zeitgeist: Instagram-Screenshots als professionelles Kunstwerk. Ein Stück banale Alltagstechnologie in einen Rahmen gepackt.
TV is for the dogs?! Scheint auch eine Wertung gegenüber dem Medium Fernsehen zu beinhalten …
Tony Oursler mit seinen skurrilen Bewegtbild-Skulpturen – nach Basel darf er in Köln natürlich nicht fehlen.
Stilvolle Arbeit, deren scheinbar zusammenhanglose, abstrakte Formausschnitte doch wieder ein großes Ganzes ergeben.
Tisch und Hocker in ständiger, sich und dem Boden fast zu naher Bewegung – und doch treffen sie nie aufeinander.
Der Junge rechts :)))
Zahlreiche Arbeiten mit Licht gibt es auch in diesem Jahr zu sehen.
Das Medium Leinwand neu zusammengesetzt.
Meine Highlights
Zwei Handplastiken liegen sich gegenüber, durch eine Glasscheibe getrennt – an beiden fehlen unterschiedliche Fingerglieder. Beim Blick durch die Glasscheibe erscheint das fehlende Glied durch die Spiegelung der anderen Hand und komplettiert sich damit.
Als besonders herausragend fällt die Galerie Brigitte Schenk aus Köln mit einer exzellent kuratierten Auswahl von Künstlern aus muslimischen Ländern auf – in Fotografien und Installationen, von denen auch akustische und olfaktorische Reize ausgehen, setzen sich Künstler aus Ägypten, Saudi-Arabien, Kuwait, Iran und Irak mit dem derzeitigen komplexen politischen Klima ihrer Heimatländer auseinander.
Die Sound-Installation „Extract of Paradise“ von Magdi Mostafa besteht aus industriellen Teigknetmaschinen, die süßen Dattelsirup durchmischen und mit dem Geräusch des Mischens den Aufstieg der arabischen Welt in eine moderne Gesellschaft symbolisieren. Der Sound wird durch Mikrofone und zusätzliche Lautsprecher mit Alltagsgeräuschen wie Stimmengewirr und Gebetsrufen verstärkt. Die Galeristin freut sich über die Resonanz, da viele Besucher nach weiteren Informationen fragen und somit in einen Dialog mit der Galerie in dieser politisch aufregenden Zeit treten.
Gagosian – erstmalig auf der Art Cologne mit der Rauminstallation „Buddha’s Fingers“. Es sind alte Straßenlaternen aus Los Angeles, die angenehm heimelig im ganzen Messetrubel wirken. Special: Zwei von drei Ausgängen sind abgesperrt, an einem hängt die amerikanische Flagge. Als ob subtil Bezug auf die Einwanderungspolitik der USA genommen würde …
Christopher Chiappa von der Kate Werble Gallery in New York macht auch über seine raumfüllende Installation „Livestrong“ hinaus augenzwinkernde Konzeptkunst – ein genauerer Blick lohnt. Wieso Spiegeleier? Weil das Ei an sich Perfektion symbolisiert, während das Spiegelei vollkommen unperfekt ist – und deshalb Perfektion mit Versagen & Scheitern in ein und demselben Symbol vereint.
Mein Fazit: Auch im Blick auf die aktuellen Veränderungen im umkämpften deutschen Messemarkt behauptet sich die ART COLOGNE weiterhin als internationale Größe – und das auf sehr selbstbewusste Art und Weise.
Fotos & Text: Eva Karl
Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.
Benachrichtige mich über nachfolgende Kommentare via E-Mail.
Benachrichtige mich über neue Beiträge via E-Mail.